Klärschlammbehandlung und –verwertung in Baden-Württemberg

Auf eine Kleine Anfrage von Dr. Bernd Murschel zur Klärschlammbehandlung und –verwertung in Baden-Württemberg antwortet der Umweltminister ausführlich und begrüßt den Bau einer Monoverbrennungsanlage in Böblingen. Die Entsorgung von Klärschlämmen aus kommunalen Anlagen ist im Wandel begriffen. Lediglich 1 % der anfallenden Klärschlämme werden heute noch als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Als zu groß wird das Risiko einer Schadstoffbelastung durch Schwermetalle und organische Substanzen eingeschätzt. Über 95 % der Klärschlämme werden deshalb verbrannt, überwiegend in Abfallverbrennungsanlagen oder bei der Zementherstellung. Doch auch diese klassische Verbrennung wird sich zukünftig verändern müssen.

Im Entwurf der Klärschlammverordnung des Bundes vom 18. Januar 2017 wird eine Pflicht zur Phosphorrückgewinnung für Kläranlagen bestimmter Größe festgeschrieben. Dies hätte zur Folge, dass aus rund 60 % des im Land anfallenden Klärschlamms eine Rückgewinnung erfolgen muss. Für Baden-Württemberg bedeutet dies, dass ab 2032 pro Jahr 3500 Tonnen Phosphor rückgewonnen werden sollen. Dies entspräche ca. 30 % des notwendigen Phosphordüngers in der Landwirtschaft.

Um den Übergang von der bisherigen Linie der Klärschlammentsorgung zu erleichtern, hat das Land ein Förderprogramm für die Kläranlagenbetreiber aufgelegt. Bis zum Jahre 2020 werden bis zu 14 Millionen Euro in das EU-kofinanzierte Programm „Phosphor-Rückgewinnung“ investiert.

Auch die Verwertung der Klärschlämme in Zementwerken wird in Zukunft strengeren Anforderungen unterliegen. So darf Klärschlamm in Zementwerken nur noch verbrannt werden, wenn vorab eine Phosphorrückgewinnung erfolgte. Um den Druck auf den Verbrennungsmarkt abzufedern, wird in Böblingen der Ausbau einer Monoverbrennungsanlage geplant, und von Umweltminister Franz Untersteller (GRÜNE) ausdrücklich begrüßt. Alternative thermische Verfahren wie Pyrolyse, Vergasung oder Hydrothermale Carbonisierung (HTC) wurden zur Klärschlammbehandlung in den letzten Jahren entwickelt und an einigen Standorten umgesetzt. Allerdings spielen diese Verfahren bislang eine sehr untergeordnete Rolle, wobei eine Modellanlage zur Gewinnung einer HTC-Kohle aus organischen Abfällen derzeit auf der Vergärungsanlage des Landkreises Böblingen an der A 8 bei Leonberg betrieben wird (Anmerkung: 2016 hatte Dr. Bernd Murschel diese Anlage besichtigt ).

Die weitere Entwicklung dieser alternativen Biokohleverfahren wird von der Landesregierung mit Interesse verfolgt. Eine endgültige Abschätzung der technischen Einsetzbarkeit ist derzeit noch nicht abschließend möglich.

Die ausführliche Antwort des Umweltministers finden Sie hier.

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