Abgeordnete an der Jagst

Nach der verheerenden Umweltkatastrophe an der Jagst besuchte Dr. Bernd Murschel, Vorsitzender des Arbeitskreises Ländlicher Raum und Verbraucherschutz gemeinsam mit seinen Kollegen im Landtag Daniel Renkonen, Vorsitzender des Arbeitskreises Umwelt sowie dem Sprecher für Wasserschutz und Gewässer, Thomas Marwein, am 3. September 2015 zwei betroffene Abschnitte an der Jagst bei Kirchberg-Mistlau und Gerabronn-Elpershofen. Sie liegen knapp unterhalb des Ortes, an dem sich der Mühlenbrand vor anderthalb Wochen abgespielt hatte, bei dem ein Lager mit dem Düngemittel Ammoniumnitrat in Brand geraten und danach das verunreinigte Löschwasser aus einem Becken in die Jagst gelangt war und zu einem massiven Fischsterben geführt hatte.

Die Landtagsabgeordneten trafen dort gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Harald Ebner mit Kommunalpolitikern, Rettungskräften von Feuerwehr und THW, Fischereivereinsvertretern und Naturschützern zusammen, um über die aktuelle Situation vor Ort zu sprechen.

Zunächst bekundeten die Abgeordneten ihren Dank und Respekt vor dem überaus großen Einsatz der Ehrenamtlichen und Rettungskräfte, die nach dem Unglücksfall tagelang und unermüdlich im Einsatz gewesen waren.

An den Gesprächen nahmen auch Fachleute der LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz) teil, die permanent Messungen durchführt. Sie erläuterten, dass überraschenderweise die Jagst auf der Länge von 20 Kilometern, die von der Giftfahne am stärksten betroffen sind, ökologisch nicht "tot" sei, wie anfangs vermutet, sondern dass nach dem Eintrag des fischtoxischen Ammoniums an vielen Stellen in der Jagst Kleinlebewesen wie die Köcherfliege und Flusskrebse nachgewiesen werden konnten. Sie haben die Schadstoffahne überlebt, da sie sich außerhalb der Ammoniumblase am Rand der Gewässer befunden hatten.

Bei der Jagst handelt es sich um ein hochwertiges Ökosystem mit einer sehr großen Artenvielfalt. Nach Angaben der Fischereivereine existierten dort vor der Umweltkatastrophe mindestens 25 verschiedene Fischarten, darunter die seltene Flussbarbe und die Mühlkoppe.

Bis zur kompletten Wiederbesiedlung des Fischbestands der Jagst auf 20 km Länge dürfte es allerdings noch Jahre dauern, da er nahezu komplett vernichtet wurde. Nach Angaben des zuständigen Landratsamtes in Schwäbisch-Hall sind insgesamt 16,4 Tonnen Fisch verendet. Der Großteil mit rund 15 Tonnen im Kreis Schwäbisch-Hall und etwa 1,4 Tonnen im Hohenlohekreis. Bedroht ist nun auch der seltene Eisvogel durch das Fischesterben, weil er auf diese Nahrungsgrundlage angewiesen ist.

Die Landtagsabgeordneten sicherten den Betroffenen Ihre volle Unterstützung und Solidarität zu. Es müssten aber die Untersuchungen der Ursachen, die zur Katastrophe geführt hatten, abgewartet werden, ebenso die Untersuchungen der Fischereiforschungsstelle in Langenargen sowie der LUBW, bevor man weitere Maßnahmen beschließen könne.



Bernd Murschel, Sprecher des Arbeitskreises Ländlicher Raum, forderte, dass landesweit Notfallkonzepte für ähnliche Schadensfälle erarbeitet werden: "Es ist nun unsere politische Aufgabe, dafür zu sorgen, dass keine wassergefährdenden Düngemittel und Pestizide ohne hinreichenden Schutz in der Nähe von Fließgewässsern gelagert werden."

 

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Zum Artikel von Dr. Bernd Murschel geht es hier.
(Erschienen in der Fachzeitschrift für Alternative Kommunal Politik (AKP), Ausgabe 6/2015).

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