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Doppelinterview von Dr. Bernd Murschel und seinem Fraktionskollegen Reinhold Pix für GRÜNE ANSICHTEN - Magazin der Fraktion Grüne im Landtag
Was ist das Schöne am ländlichen Raum?
Bernd Murschel: Ganz einfach und knapp - er bietet viel Natur und Umwelt. Meine Frau kommt aus dem Nordschwarzwald. Das ist ländlicher Raum pur, eine wunderbare Gegend. Dort bin ich gern, fahre viel Fahrrad und gehe wandern. Ich liebe den Kontrast zwischen Stadt- und Landluft. Wir brauchen beides in Baden-Württemberg.
Reinhold Pix: Es sind die Menschen, die dort leben. Wie sie mit einer gewissen Selbstverständlichkeit das weiterführen, was Generationen schon vor ihnen gemacht haben: Altes erhalten und Neues gestalten.
Der ländliche Raum ist für die Fraktion Grüne im Landtag ein zentrales Thema während dieser Legislaturperiode. Liegt es daran, dass Grün überwiegend in den Städten gewählt wird?
Murschel: Die grünen Hochburgen sind die Groß- und Universitätsstädte. Den größten Wählerzuwachs werden wir in Zukunft aber im ländlichen Raum haben. Für die Landtagsgrünen war der ländliche Raum schon immer ein wichtiges Thema und wir haben dort immer mehr Fuß gefasst. Wir haben das Vertrauen der Landwirte und Landfrauen und vieler anderer Menschen, die im ländlichen Raum leben.
Pix: Mein Wahlkreis ist überwiegend ländliche geprägt und ich habe ein Direktmandat geholt. Aber es ist richtig, wir müssen mit unserer Politik die Menschen in der Stadt und auf dem Land ansprechen. Im ländlichen Raum herrschen oft viel größere Probleme als in den Städten. Die fehlende Infrastruktur sorgt letztlich dafür, dass die Menschen in Ballungsgebiete abwandern.
Beim ländlichen Raum denken die Menschen an Wald, Wiesen und Landwirtschaft. Was sollten die Städter über das Land wissen?
Murschel: Der ländliche Raum ist keine homogene Einheit. Dort das Land, hier die Stadt. Dort die Landliebe, die frische Luft und die günstigen Bauplätze zum Wohnen und auf der anderen Seite das Stadtleben mit bunten Lichtern, Geschäften, Kunst und Kultur.
Pix: Die Übergänge von der Großstadt in die Fläche sind fließend. In der Heterogenität liegt das Potenzial des ländlichen Raums. Wir müssen das stärken, was in der jeweiligen Region zu finden ist, sei es der Erholungsraum, die Tourismusregion, der Wirtschaftsraum mit kleiner und mittlerer Industrie oder die landwirtschaftlich geprägte Region. Diese Vielfaltwollen wir erhalten.
Experten sprechen heute von der Urbanisierung der Gesellschaft. Welche Chancen hat der ländliche Raum?
Pix: Sehr große. Der ländliche Raum bietet Möglichkeiten, die es in Großstädten nicht gibt. Weinwanderungen am Kaiserstuhl und Skierlebnisse im Schwarzwald sind Beispiele für Naturerlebnis, Sport und Erholung vor der Haustüre, die das Leben im ländlichen Raum nicht nur für Gäste, sondern auch für die Bewohnerinnen und Bewohner besonders attraktiv machen.
Murschel: Wir brauchen Straßen, Ärzte, den Lebensmittelhandel, die Apotheken, gute Schulen und ÖPNV-Anbindungen und auch schnelle Internetverbindungen, sonst werden wir eine weitere Abwanderung in die Ballungsräume nicht aufhalten können. Die Menschen auf dem Land dürfen nicht den Eindruck haben, schlechter gestellt zu sein. Doch leider ist z.B. das Bildungsangebot in Städten größtenteils viel besser. Das ist gerade für junge Familien oft der Grund, in die Stadt zu ziehen.
Welche Themen sollten stärker berücksichtigt werden, damit die Menschen in der Fläche das Gefühl haben, es geht in der Landespolitik auch um sie?
Murschel: Stuttgart ist für viele Menschen tatsächlich weit weg. Aber Stuttgart als Ort des Landesparlaments ist wichtig, weil dort über Fördermaßnahmen für die Fläche entschieden wird. Das gilt für Landes-, Bundes- und EU-Geld. Von diesen positiven Impulsen sollte man aber auch etwas merken. Wir setzen deswegen auf eine bessere Kommunikation.
Pix: Und das wechselseitig. Informieren, zuhören und gemeinsam Lösungen finden. Stuttgart ist für viele Menschen weit weg, das ändern wir.
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