Baden-Württemberg führt Bodenkundliche Baubegleitung für Großbaustellen ein

Murschel: „Bodenkundliche Baubegleitung ist Gewinn für Umwelt und Wirtschaft“

Bei größeren Baustellen will das Land Baden-Württemberg künftig mehr darauf achten, was mit den vielen Tonnen Bodenaushub passiert. Aus diesem Grund führt die grün-geführte Regierung verpflichtende Bodenexpertinnen und -Experten bei Großbaustellen ein. Dazu hat die Koalition am Mittwoch ein entsprechendes Gesetz beschlossen. Es sieht vor, dass bei Bauvorhaben mit mehr als 0,5 Hektar ein Bodenschutzkonzept vorgelegt werden soll. Bei Großbaustellen über 1,0 Hektar wird außerdem eine Bodenkundliche Baubegleitung eingesetzt, die die Umsetzung des Konzepts überwacht.

„Bei langen Baustraßen, Trassenverlegungen, großen Bürokomplexen oder Tunnelbauten müssen etliche Tonnen Boden ausgehoben und teuer entsorgt werden“, erklärt Dr. Bernd Murschel, bodenschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Wenn Lastwagen riesige Mengen Boden von Großbaustellen abtransportieren, entstehen nicht nur unnötige Umweltbelastungen durch lange Wege sowie hohe Transportkosten. Der entsorgte Abraum belaste zusätzlich auch die Deponien, die in Baden-Württemberg bereits stark ausgelastet sind, so Murschel. Im vergangenen Jahr 2019 wurden mehr als 27 Mio. Tonnen unbelasteter Boden und Steine in Abbaustätten verfüllt sowie Ablagerung auf Deponien einschließlich Deponiebau abgelagert.

„Die Einführung einer bodenkundlichen Baubegleitung (BBB) im Baustellen-Management ist die richtige Lösung“, kommentiert Murschel. „Die BBB koordiniert alle Abläufe auf der Baustelle, die den Boden betreffen und entscheidet, was mit ausgehobenem Erdreich geschieht bzw. wo es direkt vor Ort weiterverwendet werden kann. Diese Art von Recycling auf der Baustelle spart Geld, beschleunigt Bauverfahren und hilft, die wertvolle Ressource Boden zu erhalten – unnötige Erosion, Verdichtung und Versiegelung werden vorgebeugt. Man profitiert also in allen Bereichen.“

Schon länger ist bekannt, dass es beim Bodenschutz in Baden-Württemberg Nachholbedarf gibt. Die Schweiz hat die Dringlichkeit beim Umgang mit den wertvollen Böden schon früh erkannt: In unserem Nachbarland ist schon seit 2002 eine bodenkundliche Baubegleitung vorgeschrieben – ab 0,5 Hektar Baustellengröße. „So konnte beispielsweise beim Bau des Gotthardtunnels rund die Hälfte des Baumaterials wiederverwendet werden“, sagt Murschel.

„Ein intelligenter Bodenschutz spart Geld, Zeit und Ressourcen und erleichtert damit das Bauen. Deshalb brauchen wir bodenkundlich-bodenökologisch ausgebildete Expertinnen und Experten auf größeren Baustellen, die sich mit der richtigen Weiterverwertung von Böden auskennen“, resümiert Murschel. Am besten solle ein möglichst großer Teil der ausgegrabenen Erde direkt auf der Baustelle - oder zumindest in der Nähe - wieder Verwendung finden. So werden Transporte und Entsorgung reduziert – das sei gut für den Umweltschutz und verbessere auch die Abläufe auf der Baustelle.

Die BBB tritt mit der Novellierung des Abfallrechts im kommenden Jahr in Kraft. „Nach zwei Jahren – wenn also genügend Erfahrungen mit der BBB gesammelt worden sind – wird eine Evaluation durchgeführt, um die neuen Abläufe gegebenenfalls noch zu optimieren und unsere Böden bei tiefgreifenden Eingriffen noch effektiver zu schützen“, so Murschel.

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